Brief an die Eltern

Beim Wiederlesen des Briefes, den Dietrich Bonhoeffer an seine Eltern (Karl und Paula) am 28.November 1943 (dem ersten Adventssonntag) aus dem Gefängnis in Berlin-Tegel schrieb, hat der Verweis auf die Krippe des Malers Albrecht Altdorfer meine Aufmerksamkeit erweckt. Altdorfer stellt die Krippe unter den Trümmern eines verfallenen Hauses.
Für Bonhoeffer ist dieses Bild sehr gegenwärtig; an jenen Tagen wurde Berlin bombardiert.
Aber in diesem Advent 2020 werden wir auch vielleicht mit dem Tode unserer Lieben oder mit der Arbeitslosigkeit konfrontiert, und wir sehen um uns herum viele Trümmer, die besonders moralisch sind und die von direkten oder indirekten Effekten der Pandemie verursacht sind.
„Das Altdorfer’sche Weihnachtsbild, auf dem man die heilige Familie mit der Krippe unter den Trümmern eines verfallenen Hauses sieht, – wie kam er nur vor 400 Jahren dazu, entgegen aller Tradition, das so darzustellen? – ist einem diesmal besonders gegenwärtig. Auch so kann und soll man Weihnachten feiern, das wollte er vielleicht sagen; jedenfalls sagt er es uns. Ich denke gern daran, wie Ihr jetzt wohl mit den Kindern zusammensitzt und mit ihnen Advent feiert wie vor Jahren mit uns. Nur tut man alles wohl jetzt intensiver, weil man nicht weiß, wie lange man es noch hat.“ (DBW 8, 218).